An den Fahrwerken sollte Audi arbeiten. Denn immer wieder mal finden Prüfer Fehler an Aufhängung und Co. Ansonsten ist der Audi A4 ein belastbarer Dienstwagen. Begehrt ist er ohnehin – die Auswahl ist riesig. 

Audi A4 – Gebrauchtwagen-Vorstellung

Audi A4 (Typ B9)

Bauzeit: 2015 bis heute
Motoren: 150 PS (1.4 TFSI) bis 450 PS (RS 4)
Preis: ab 16.400 Euro
Insassensicherheit (Euro-NCAP-Crashtest 2015): 5 Sterne
Audi A4 Avant 2.0 TFSI
Der Audi A4 2.0 TFSI absolvierte den AUTO BILD-Dauertest im Jahr 2019 mit Note 1.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Das ist er: Ein Typ mit Format. Audi streckt den A4 B9 außen sehr vorsichtig um ein paar Zentimeter, die fünfte Generation der Mittelklasse erreicht jetzt 4,73 Meter (Coupé und Cabrio 4,70 m). Ein Wachstum, das vor allem den Passagieren in der zweiten Reihe zugutekommt. Und auch der Kofferraum profitiert. Der Kombi namens Avant schluckt jetzt 1510 statt der 1430 Liter des Vorgängers.
Das Beste an dem ganzen Raumzuwachs: Der A4 wurde gleichzeitig nicht schwerer, sondern leichter. Um die 100 Kilogramm weniger bringt der B9 gegenüber dem B8 auf die Waage. In Sachen Qualitätsanmutung liegt der A4 auf Oberklasseniveau. Und für Connectivity-Fans zeigt sich das MMI-Bediensystem mit Touchpad clever weiterentwickelt, die Spracherkennung versteht in Ansätzen auch frei formulierte Wünsche.
Digitale Instrumente kosten 500 Euro, gehören aber nicht zu den gefragtesten Extras. Als sehr sinnvoll erweist sich der Stauassistent, der bis 65 km/h autonom fährt. Ebenfalls ein Sicherheitsgewinn sind die Xenonscheinwerfer ohne Aufpreis.

Stärken

Das kann er: Die Ingolstädter Mittelklasse beweist fahrerisch im Vergleich zum Vorgänger nochmals mehr Talent. Die wesentliche Ursache dafür ist das neu entwickeltes Fahrwerk, das jetzt auch vorn mit einer Fünflenkerachse aufwartet. Es gibt das Normalfahrwerk und ein Sportfahrwerk, beide jeweils mit adaptiven Dämpfern kombinierbar. Das Einstellfahrwerk macht seine Sache gut und ist sein Geld durchaus wert, mehr Sportlichkeit als mit dem Standardfahrwerk braucht es nicht wirklich.
Automatikfreunde werden sich freuen, dass die anfällige Multitronic gestrichen wurde. Wobei der als Ersatz ins Programm gerückte Doppelkuppler aber zuweilen ruckelig agiert. Die geschmeidige Achtstufen-Wandlerautomatik bleibt den S4- und RS 4-Boliden sowie dem drehmomentstarken 3.0 TDI quattro vorbehalten. Weitere Fakten: Frontantriebsanteil 75 Prozent, quattro 25 Prozent.

Probleme

Das macht Ärger: Als 2.0 TFSI mit 190 PS hatte AUTO BILD den B9 über 100.000 Kilometer im Dauertest. Überhaupt kein Problem, es gab so gut wie keine Beschwerden und am Ende die Note 1 (siehe Video oben). Einige Kunden berichten allerdings von zu hohem Ölverbrauch, auch Probleme mit der iPhone-Kopplung sind keine Seltenheit.
Auch bei den Rückrufen hält sich der A4/A5 nicht gerade zurück. Die abnehmbare Anhängerkupplung zeigte sich bruchanfällig, die Lehnen der Vordersitze konnten bei einem Heckaufprall aufgrund eines Schweißfehlers nachgeben. Wo das B&O-Lautsprechersystem eingebaut ist, fallen schon mal Dekorleisten ab. Dazu fehlerhafte Airbags (zu wenig Treibmittel), defekte Zusatzkühlmittelpumpen beim 2.0 TFSI, und am 29. August 2017 gebaute A4 können Front- und Heckscheibe verlieren – schlechter Kleber.

Audi A4 (Typ B8)

Bauzeit: 2007 bis 2015
Motoren: 120 PS (2.0 TDI/1.8 TFSI) bis 450 PS (RS 4)
Preis: ab 4800 Euro
Insassensicherheit (Euro-NCAP-Crashtest 2009): 5 Sterne
Audi A4 Limousine
Der A4 Typ B8 ist seit 2007 auf dem Markt. Ende 2011 gab es ein Facelift.
Bild: Ronald Sassen
Das ist er: Das Audi A5 Coupé war Mitte 2007 das erste Modell auf dem neuen "Modularen Längsbaukasten" MLB. Ende des Jahres folgte die Limousine A4, im März 2008 kam der Kombi Avant. Ein Jahr später startete das A5 Cabrio, im September 2009 komplettierte das Fließheck namens Sportback die Modellreihe. Das Facelift 2011 fiel optisch kaum auf, technisch zogen eine elektromechanische Servolenkung sowie eine angepasste Allradregelung ein.

Stärken

Das kann er: Mit dem B8 gelang es Audi, sich dem BMW 3er fahrdynamisch ein gutes Stück zu nähern. Gleichzeitig blieb der Komfort nicht weit entfernt von der Mercedes C-Klasse. Die ganz große Auswahl präsentiert die Motorenpalette, vom braven 120-PS-TFSI bis zum 450 PS starken RS 4 Avant mit frei saugendem V8 ist fast alles möglich. Automatikliebhaber müssen aber mit der wenig überzeugenden und anfälligen Multitronic vorliebnehmen.

Schwächen

Das macht Ärger: Im Dauertest rettete ein A4 nach 100.000 Kilometern so eben noch die 2- ins Ziel; fast wäre er an einer versagenden Multitronic gescheitert. Den 1.8 TFSI quälen mitunter sehr hoher Ölverbrauch und Kurzschlüsse im Kabelbaum. Weitere Ärgernisse: Wasser in den LED-Rückleuchten, Kühlmittelverlust wegen lockerer Schlauchschellen, und undichte Kühler der Abgasrückführung lassen Wasser ins Öl.
Am Siebengang-DSG blockiert die Parksperre, TDI oft mit defektem Zweimassenschwungrad und verschlissener Kupplung sowie zu wenig Leistung. Gefährlich: Leichtmetallräder, deren Befestigung nicht hält – Audi tauscht sie kostenlos aus.

TÜV-Urteil

Fahrwerk

Die guten Nachrichten zuerst: An den Antriebswellen samt Lenkgelenken und an der Lenkanlage, aber auch in puncto Rost gibt es an A4/A5 so gut wie nie etwas zu bemängeln. Achsfedern und Dämpfer fallen den Prüfern schon mal negativ auf, bleiben aber stets besser als der Schnitt.
Und nun die schlechten News, die so neu eigentlich nicht sind: Die Achsaufhängungen des gerade erst zum zweiten Mal zur HU angetretenen B9 zeigt deutlich überhöhte Mängelquoten. Fünfjährige Autos werden vier Mal häufiger beanstandet als der Durchschnitt. Ein Problem, das der Vorgänger B8 nicht kennt.

Licht

Es ist nicht so, dass die Lichtanlage des Mittelklasse-Audi immer ohne Mängel davonkommt. Dennoch sind Beanstandungen unterdurchschnittlich. Nur der B8 liegt in puncto vorderer Beleuchtung beim dritten und vierten HU-Termin exakt auf dem Mängelmittelwert, beim fünften sogar darüber.

Bremsen

Sowohl Betriebsbremse als auch Feststellbremse geben prinzipiell keinen Grund zur Klage, auch Bremsleitungen und -scheiben zeigen durchweg Mängelquoten unter dem Durchschnitt. Einzig die Bremsschläuche des B8 führen dazu, dass die Prüfer etwas öfter als im Mittel unzufrieden sind.

Umwelt

Beide Modellgenerationen des A4/A5 überzeugen im Umweltkapitel, alle Mängelwerte liegen unter dem Durchschnitt. Die anscheinend aus haltbarem Material gefertigten Abgasanlagen bleiben in den ersten fünf Jahren quasi ohne jede Beanstandung.
Die Abgasreinigung arbeitet ebenfalls sorgfältig und provoziert selten Unmut. Auch Ölverlust an Motorölwanne oder Getriebeaggregaten kennt der A4/A5 nur in wenigen Fällen. Die Werte liegen zum Teil nur bei einem Viertel des Mängeldurchschnitts.

Fazit zum Audi A4:

Der Audi A4 wird gern und viel gefahren, weshalb er bereits bei der ersten HU rund ein Drittel mehr Kilometer auf dem Tacho hat als der Durchschnitt. Angesichts dieser Tatsache überzeugt seine solide Vorstellung hier noch mehr. Bei der ersten HU bleiben immerhin 94,2 Prozent der Prüflinge ohne Mängel, auch der Vorgänger B8 unterbietet die Mängelquoten in allen Jahrgängen.